Noch eins oder zwei Etappen bis zur Einmündung der Obra in die Warda. Ich plane in die Mitte der Strecke zu fahren um dort neu zu Entscheiden wie weit es gehen soll.
In der Nacht hat es nicht mehr geregnet und das Tarp ist trocken. Ich stehe früh auf um genug Zeit zu haben. Ich möchte im gestrigen Durchgang zwischen den Seen nochmals unterwasser Filmen. Doch es ist komplette bedeckt und das Wasser lichtlos dunkel. Nichts für gute Filmaufnahmen. Die Seerosen haben ihre Blüten auch noch geschlossen und so wird die Durchfahrt rasch bewältigt. Der nachfollgende See ist auch einigermassen schnell durchpadelt. Am unteren Ende ist er gestaut und die bis jetzt einzige Staustuffe mit Kraftwerk muss ich umtragen.
Was folgt ist die bare Katastrophe. Zum ersten Mal erscheinen Sandbänke die mit hunderten von Muschelsplitter bedeckt sind. Querliegende Bäume nahezu alle 75 Meter. Ich komme zwar überall irgendwie durch aber Spass macht es keine. An einer Stelle säge ich sogar einen Ast zur besseren Passage ab.
Zum Glück endet die Waldstrecke und die Landschaft wird offener. Nach einer kleinen Ortschaft wir die Obra geradezu wieder schmuck und auch die Sonne bricht durch die locker werdenden Wolken durch.
Auf der Karte bestimme ich einen Punkt, wo gerastet und übernachtet werden soll.
Der angepeilte Lagerplatz erscheint nach zwei Stunden paddeln und ist nicht geeignet zum lagern. Zudem ist die Obra so idylisch, dass ich weiter fluss abwerts ziehe Richtung Warta. Doch auch diese Idyle hat ihr Ende, erneut stehen Bäume im Weg und diesmal noch giftiger. Zwei mal muss ich aussteigen und das Boot über einen Baum hieven. Balancierend auf dem Baum stehend, mitten im Flusslauf und die gut 35kg Ladung inkl. Boot über das Hindernis zu hieven ist nicht einfach. Beim ersten mal fällt mir kurz nach Manöverende das Paddel ins Wasser und treibt davon. Upps - das darf nicht sein. Schnell springe ich ins Boot und paddle mit dem Händen dem richtigen Paddel nach und erwische es auch. Ein andermal fällt mir die Säge ins Wasser und landet 40cm unter der Wasseroberfläche auf einen unterwasserbaumstamm. Uff - 10cm daneben währe sie für immer verschwunden.
Ich fotografiere viele Hindernise. Plötzlich geht der Fotoapparat nicht mehr - kein Strom! Was ist los? ich stelle fest, dass sich der Deckel des Batteriefachs geöffnet hat und die Batterie herausgefallen ist. Ende der Fotografie? Nein, denn die Batterie liegt auf dem Luftwullst des Bootes, 1cm bevor sie in die Schräge kommt. Glück gehabt...
Ich bin müde und von den vielen Hindernissen generft, so macht es keinen Spass und ich beschliesse die restlichen Km zur Warta auszulassen. Doch auch dies klappt nicht, man kommt schlicht nicht vernünftig an Land, die Ufer sind zu abschüssig und zudem ist der meandrierende Flusslauf weit weg von der nächsten Siedlung. - Weiter paddeln... Irgend wann taucht ein Biwakplatz auf aber die Obra hat sich in der zwischenzeit wieder befreit von den unpassierbaren Barikaden. Ich setze mir nun in den Kopf, die Reise auf der Obra bis ans bittere Ende durch zu ziehen, aber heute! Abends um 19.00 erreiche ich die Warta bei schönsten Sonnenschein. Die letzten 2 km waren zwar noch bissig und sehr kräfteraubend, aber es ist geschaft, die Obra bezwungen.
Am Ufer der Watha packe ich meine Boot zusammen, verstaue alles im Rucksack und mit diesem riesenpacket laufe ich zu Fuss, über Ackerwege, zurück zurletzten Brücke an der Obra. Hier baue ich meine Hängematte in der Dämmerung auf. Der Wecker klingelt um 3:30. Ich stehe auf und packe nochmals alles besser zusammen, so dass die Reise nach Hause ungestört verlauft und ziehe los Richtung Bahnhof. In der Ferne gibt es Wetterleuchten. 10min nach Ankunft am Bahnhof regnet es los und ich bin froh, früh aufgestanden zu sein, auch wenn ich eine Stunde herumsitzen muss bevor der Zug einfährt. Abends um 20:30 erreiche ich das zuhause, hundemüde.