Angst
Immer wieder werde ich angefragt, ob ich keine Angst habe, alleine in der Natur und im Wald zu Übernachten.
Ist das Schlafen im Wald nicht gefährlich?
Ich höhre, dass viele Menschen den Aufenthalt in der Natur, neben den Wegen,
insbesondere in der Nacht, als zu un-heimlich empfinden.
Dies muss es nicht sein!
Survival bedeutet Überleben.
Diese unangenehmen Situationen
können in der Natur selbstverständlich schnell und unvorbereitet auftreten. Um diese Situationen zu meistern, braucht es Erfahrung und die Auseinandersetzung mit der Materie.
Jede der 350 Übernachtung war ein 'Lehrblätz', ein Anreichern von Erfahrung.
Heute noch, obwohl ich mich bereits mehr als 42 Jahre in der unwegsamen Natur bewege, lerne ich dazu.
Was habe ich in dieser Zeit gelernt? Was kann ich an Erfahrung weitergeben?
Nun, es gibt in der Natur (Lebe-)Wesen und die Elemente
(Lebe-)Wesen
Die meisten Menschen haben erstaunlicherweise am meisten Angst wilde Tiere zu begegnen.
Begegnungen gibt es aber selten.
Für mich sind die (Lebe-)Wesen
Mitbewohner des Waldes, welche Achtung und Respekt abverlangen. Sie sind die Meister von denen wir lernen können.
Nie biedere ich mich mit ihnen an und stelle ihnen nach.
Ich suche sie in der Regel nicht.
Bei Begegnungen
freue ich mich aber und begrüsse sie (meist nur in Gedanken).
Eher ziehe ich mich zurück als das ich auf sie zugehe.
Wildtiere, insbesondere Jungtiere, sind keine Kuscheltiere.
Mit anderen Worten:
Die Elemente
Die wirklichen Gefahren die auch einmal tötlich enden können,kommen von den vier (oder mehr..) Elementen: Erde, Luft, Wasser und Feuer.
Hier gilt es Erfahrungen zu sammeln. Wir müssen die Umgebung einschätzen können und wir
müssen lernen voraus zu denken. Folgende Ereignisse können verherend sein:
Erde:
Steinschlag, Murgäng, Schlipfe, unpassierbare oder gefährliche Landschaftsformen (Abgründe).
Luft:
Windwurf, herumfliegende Gegenstände, Verlust durch wegwehen von Ausrüstungsgegenstände.
Wasser:
Anschwellen von Wasserläufen, Unterkühlung durch falsche Bekleidung, Eis, Lawinen.
Feuer:
Blitzschlag, Brände, Rauch, Sonnenhitze
Die grösste Dynamik entwickelt das Wasser. Die in meinem Freundeskreis tödlich verunglückten Menschen schätzten das Wasser und seine Wirkungsweise falsch ein.
Insbesondere das zusammenwirken
von Wasser und Luft, und manchmal das Feuer in Form von Blitzschlägen; sprich unser Wettergeschehen, bedarf der Beobachtung.
Dies ist die Gefahr Nr 1.
Bei jeder Übernachtung konsultiere ich vorgängig den Wetterbericht!
Verändert sich das Wetter in der Nacht, welcher Wetterwechsel steht an?
Bei Gewittergefahr bin ich lieber im dichten Wald. Nicht an Exponierten Lagen.
Bei Sturm mit viel Wind bin ich lieber auf freier Flächen oder am Waldrand, auf der Luvseite
(von wo der Wind kommt), oder im Jungwald weit weg von grossen Bäumen.
Bei Regen suche ich eher erhöhte Geländeformen auf, abseits von Wasserläufen.
Jede Umgebung und jeder Zeitpunt benötigt eine stetige Einschätzung.
Mit Fachliteratur, Austausch und Beobachtung kann sehr viel gelernt und ein Risikos vermindert werden.
Wurde die Gegenwart und die Zukunft richtig eingeschätzt
und wird danach gehandelt,
existiert nur ein kleines Risiko!
Die Wahl der Ausrüstung spielt eine wichtige Rolle.
Hinter fast jedem Unfall oder Todesursache steckt eine Falscheinschätzung der Situation.
Wirkliche Angst brauche ich nur vor mir selber und meiner eigenen Einschätzung zu haben!
Daraus folgt:
Erfahrungen sammelst Du am besten mit Freunden oder mit erfahrenen Personen.
Erfahrungen sammelst Du, indem Du das Leben be-gehst, Du dich in der Natur aufhältst und beobachten lernst.
Erfahrungen sammelst Du, wenn Du Deine Angst überwindest und Du Dich selber kennen lernst.