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17.05.2017

Gegegnseitige Musterung

Laut den Meteorologen ist heute der erste Sommertag. Das heisst, die Temperaturen sind über 25°C. - Stimmt -
Noch beim Aufstieg nach 18:15 schwitze ich ordentlich, steil geht es bergauf...

Vor drei Wochen war ich schon hier, da hat es noch etwas geschneit. Nun aber ist es heiss und die Sonne scheint schon goldig durch das Unterholz. Es zirpt und zwitschert. Eben Mai! Eine grosse Ruhe strömt durch mich. Nirgens wo anderst möchte ich jetzt sein.

Noch bevor ich mich einrichte gehe ich auf Pirsch. Hier gibt es Gemsen. Eine kleine Horde habe ich schon beim Aufstieg gesehen. Doch von der kleinen Hügelkuppe sehe ich kein Tier. Angelehnt an einem Baum, die Filmkamera bereit, lehne ich an einem Baumstam und horche in die Landschaft. Motorenlärm dröhnt von allen Seiten herauf.
Aus dem Augenwinkel sehe ich eine kleine Bewegung und siehe da, nur ca 15m von mir entfernt entsteigt eine Gemse dem Dickicht, äst vor mir und kommt in die Wiese. Die Kamera läuft...Ich drehe mich nicht zu ihr, beobachte sie durch den kleinen Bildschirm der Kamera.
Eine kleine Bewegung macht sie auf mich aufmerksam, da ich aber regungslos bleibe, abgewandt von ihr an der Buche stehe, kann sie mich nicht wirklich aus machen. Iritiert geht sie auf Distanz und verlässt den unheimlichen Ort langsam und entschwindet aus dem Fokus.

Zurück am Lagerplatz stelle ich die Kamera erneut auf, um den Aufbau des Tarps in der Diagonal-Zeltform zu filmen. Noch während des Aufbaues höre ich etwas weiter unten rascheln, setze mich nieder und sehe wieder eine Gemse. Diesmal vielleicht 30-40m entfernt. Das bereits aufgehängte Tarp bewegt sich sachte im Wind und die Gemse wird darauf aufmerksam, ohne aber in eine Fluchtreaktion zu kommen. Gut zehn Minuten mustern wir uns gegenseitig, ich gut getarnt in einer Mulde und sie etwas unterhalb am Waldrand. Ich filme mich selber wie ich fast regungslos dasitze und beobachte. Langsam entfernt die Gemse sich, offensichtlich ist für sie alles in Ordnung.
Ich baue den Schlafplatz weiter aus und erfreue mich beim Sonnenuntergang des Glühweins. Erst gegen 22:20 geht es in die Hängematte.

Nachts raschelt das Tarp immer wieder im Wind und am frühen Morgen ist es stark bewölkt.
- nichts mit Sonnenaufgang -
Noch beim zusammenräumen begint es zu regnen. Trocken bringe ich das Material in den Rucksack und eilig, im Schutz des Waldes, komme ich fast trocken im Tal an. Im hohen Laubdach trommelt der Regen, die ersten schweren Tropfen fallen ins Laub, Gemsen huschen als schwarze Schatten den Berg hoch.
Geschaft - aber pflutsch nass stehe ich an der Busstation - pflutschnass vom Schwitzen, weil ich doch ziemlich eilig den Berg hinunter eilte. Da gibt es Verbesserungsmöglichkeiten...