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Trekingbeil Hultafors Classic MINI
22.06.2016
Die Nacht der Nächte

Der Sommer ist angekommen, es ist astronomisch gesehen die kürzeste Nacht, und wolkenlos. Mein Ziel ist ein seit langem geplanter Besuch eines Aufenthaltsort an einer Felsnase mit Weitblick.
Der Alpenkamm am Horizont ist noch Schneebedeckt.

Es ist der wärmste Tag in diesem Jahr und ich verzichte auf Isomatte und Tarp. Der fast volle Mond soll in meine Schlafstube scheinen können.
Auf einem nahen Holzbänklein nehme ich platz und geniesse die Wärme. Kaum 20 Minuten später taucht in nur 15m Entfernung eine Gams auf, äst und schreitet auf mich zu. Nur wenige Meter von mir klettert sie in einen unter mir verlaufendes Felsband. Der Wind steht gut und die Gams nahm mich die ganze Zeit nicht wahr. Schmetterlinge fliegen und ganz viele Ameisen sind emsig unterwegs.

Am Boden sitzend koche ich mir mein heisser Glühwein. Wohl bin ich der einzige hier in der Schweiz, der Glühwein kocht. Aber er mundet mir vorzüglich, der Schweis läuft.
Ich geniesse den Weitblick, nur die Motorradfahrer dröhnen unschön zu mir hinauf.
Der Sonnenuntergang ist auf 21:28 gesetzt, theoretisch. Hier geht sie bereits um 20:50 hinter der nahen Bergkette unter. Der Alpenkam verliert seine goldene Farbe aber pünktlich um 21:30. Noch eine viertel Stunde sinniere ich noch etwas vor mich her um dann mit der Zahnbürste bewaffnet zur nahen Waldlichtung zu pilgern. Vielleicht ist ja ein Reh oder gar eine Horde Wildschweine zu sehen.

Was folgt, werde ich nie mehr vergessen.
Tatsächlich erkenne ich gegenüber, ca 150m eine Gemse am äsen. Der Wind kommt vom Tier her. Es nimmt mich ebenfalls nicht war.
Ich setze mich im Schneidersitz hin und beobachte sie. Plötzlich sichert das Tier regungslos. Hat sie mich entdeckt?
Nach gut zehn Minuten erscheint eine zweite Gams. Beide äsen ruhig weiter. Gegenüber am Waldrand, vielleicht 75m entfernt entdecke ich eine kleine Gestalt. Regungslos ist sie. Ein Baumstrunk? Meine Blicke wechseln von den Gemsen zu der Gestalt. Hin und her.
Doch, es bewegt sich, ein Fuchs? Muss wohl.
Irgend etwas stimmt aber nicht. Nach fünf langen Minuten der Bewegungslosigkeit kommt das Tier direkt auf mich zu und dreht ca 40m vor mir leicht ab.
Nein, dass kann nicht sein, aber es ist so: ein Luchs!
Er fokusiert mich, kommt ganz langsam näher. Offensichtlich kann er mit meiner geduckten Haltung nichts Anfangen. Jetzt höhre ich ein tiefe, drohendes Knurren. Der Luchs stösst die Laute, offensichtlich erregt, fortwährend aus und nähert sich noch mehr. Ganz ganz langsam ziehe ich mein IPhone aus der Tasche und statt zu fotografieren entschliesse ich mich, das Knurren aufzunehmen. Es gelingt und es tönt so! [Audioaufnahme]
Nun versuche ich doch noch zu fotografieren, aber die Dämmerung ist schon zuweit fortgeschritten. Nur die zwei Augen reflektieren den Blitz. Der Luchs ist nun 20m entfernt und verdrückt sich in den nahen Waldrand. Mein Herz klopft bis zum Hals. Eine unglaublich starke Begegnung.

Zehn Minuten später gehe ich zurück zur Hängematte. Beobachtet der Luchs mich? Eingerichtet schlafe ich relativ schnell ein. Doch diese ultimative Nacht hat es in sich. Ich werde besucht!
Nachts kurz vor drei, der Mond scheint direkt in die Hängematte, wache ich auf. Alles kribelt irgendwie.
Hunderte von kleinen Ameisen haben das offensichtlich nicht ganz geschlossenen Moskitonetz in beschlag genommen. Auf dem Bauch, auf dem Kopf, über die Arme spazieren diese emsigen Wesen. Uff - sie sind drin! Was soll ich tun? Aufstehen, alles abschütteln und weiter schlafen? Den Platz wechseln?
Ich beschliesse den Weg der Ignoration zu gehen. Irgendwie geht es auch. kurz vor Sechs wache ich auf. Der Mond steht noch voll am Himmel, die Sonne hinter den Bäumen auch. Die Ameisen sind auch noch überall. In der Hängematte, in den Schuhen und im Rucksack. Selbst jetzt, wo ich diese Zeile schreibe, krabbelt eine über den Bürotisch.
Ich räume alles zusammen, lasse Ameisen Ameisen sein, zerdrücke einige im Schuh, welche meiner Aufforderung das Terrain zu verlassen nicht nachkommen und begebe mich auf den Heimweg. Vorgängig wird aber noch die Waldlichtung mit Schritten 'vermessen'.
20 Schritte beträgt die Distanz von meinem Sitzplatz (Erkennbar durch die ausgespuckte Zahnpasta) und dem Waldrand wo der Luchs verschwand.
Das war die Nacht der Nächte und topte bei weitem die Nacht in Kanada mit dem Coyotengesang.
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